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Berufe | Ausbildung und Studium Rhein-Main

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Magazin zu Karrierewegen und Berufsthemen

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18 Anzeigen-Sonderveröffentlichung – Berufe – Ausbildung mit ZukunftJobprofil„Ich mag es, die Menschen in ihremEntwicklungsprozess zu begleiten“Wie arbeitet eigentlich ein Suchtberater?Fotos: Kirsten Neumann/dpa-tmn ; © freshidea - stock.adobe.comWo das Leben zur Jagd nach dem Rausch wird, helfen sie:Suchtberater. Ob Drogen, Alkohol, Glücksspiele oderMedien – wenn der Konsum zur Gewohnheit wird, kann ergravierende Schäden anrichten. Suchtberater helfen mitviel Empathie dabei, Auswege aus der Abhängigkeitaufzuzeigen. Und sie klären darüber auf, wie man sich vorSuchtkrankheiten schützen kann.Jens Klie ist Sozialarbeiter und Suchttherapeut inAusbildung beim Caritasverband Südniedersachsen.Von der Prävention bis zur Therapie unterstützt erMenschen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.Im Jobprotokoll erzählt der 27-Jährige, warum es in seinemBeruf nicht nur auf Einfühlungsvermögen und Offenheitankommt, sondern auch auf einen langen Atem.Der Weg in den BerufIn meiner Jugend habe ich einige Menschen kennengelernt,die damit anfingen, Substanzen zu konsumieren undbeobachtet, was mit ihnen passiert. Ich begann, michfür die Menschen, ihre Geschichten und Hintergründezu interessieren. Ich wollte wissen, wie Subkulturenfunktionieren oder auch, wie Kriminalität undSubstanzgebrauch zusammenhängen – und ich wollteder Frage nach dem Warum nachgehen.Dadurch bin ich zunächst zur sozialen Arbeit gekommenund habe ein Studium absolviert. Danach wollte ichmich weiterbilden und habe die Stellenausschreibungder Caritas entdeckt. Gerade mache ich einedreijährige suchttherapeutische Weiterbildung. Solcheberufsbegleitenden Weiterbildungen sind der klassischeWeg in den Beruf. Es gibt aber vereinzelt auchzweijährige Masterstudiengänge, die aufStudienabschlüsse in sozialer Arbeit oder Pädagogikaufbauen.Der berufliche AlltagEinen klassischen Arbeitsalltag gibt es bei uns nicht, wasich super finde. Die Tage sind sehr abwechslungsreich– wie ein bunter Blumenstrauß. Wir beraten Klienten,Angehörige oder Firmen und schauen ganz individuell,welcher Bedarf besteht.Manchmal unterstützen wir zum Beispiel beimErstellen von Reha-Anträgen. Oder wir legen weitereGesprächstermine fest und machen mit den Klienten eineSuchttherapie. Dabei versucht man die Konsumgeschichteaufzuarbeiten. Man ergründet die Faktoren, die zurSuchterkrankung geführt haben könnten und schautgemeinsam, wie man die Bedürfnisse des Klienten künftiganderweitig befriedigen kann.

Anzeigen-Sonderveröffentlichung – Berufe – Ausbildung mit Zukunft 19neuen Fragestellungen gegenüber. So wird sich zumBeispiel noch zeigen, welche Folgen die Legalisierungvon Cannabis haben wird. Ich bin außerdem gespannt,wie sich Verhaltenssüchte, etwa im Umgang mit Medienund Computerspielen, verändern werden.Suchtberater wie Jens Klie helfen Klienten bei einer Vielzahlvon Problemen und begleiten ihre Entwicklung.Die Präventionsarbeit ist ein weiterer großer Teil unseresArbeitsalltags. Wir gehen an Schulen oder Kindergärtenund bieten Schulungen und Hilfestellung zu Themenwie Abhängigkeitserkrankungen oder psychischenBelastungskrisen an.Schöne und weniger schöne SeitenSucht betrifft alle, unabhängig von sozialen, kulturellenoder finanziellen Hintergründen. Ich lerne eine Vielfaltunterschiedlicher Menschen kennen, das finde ichcool. Dabei lerne ich auch viel von meinen Klienten. Ichhabe zwar viel theoretisches Wissen, aber die Theoriefunktioniert nicht bei jedem gut. Dann muss man schauen,wie man mit den einzelnen Klienten arbeiten kann. Dabeinehme ich auch immer etwas für mich selbst mit. Ichmag es, die Menschen in ihrem Entwicklungsprozess zubegleiten. Dabei lerne ich von ihrer Lebenserfahrung,bekomme aber auch Wertschätzung für meine Arbeit. Dasschätze ich sehr an meinem Beruf.Was die Finanzierung angeht, stehen wir ebenfallsvor Herausforderungen. Suchtberatungsstellen sindkeine festgeschriebenen Leistungen in einemSozialgesetzbuch. So müssen die Wohlfahrtsverbändeimmer wieder die Politik überzeugen, dass das Angebotweitergeführt wird. Leider werden suchtkrankeMenschen noch immer stigmatisiert. Es wird behauptet,sie seien eigentlich selbst schuld an ihrer Lage.Der Kampf gegen diese Stigmatisierung gehört mit zumeinem Beruf.Die VerdienstaussichtenWie viel Suchtberaterinnen und Suchtberater verdienen,ist immer abhängig von Faktoren wie Arbeitgeber,Ausbildung und der Region. Die Bundesagentur für Arbeitgibt im Entgeltatlas für den Beruf Suchtberater/in einmittleres monatliches Vollzeit-Bruttoentgelt (Median)von 4222 Euro an. Das Gehalt von Suchtberatern liegtdabei in der Regel etwa auf dem Niveau vonSozialpädagogen,manche werdenauch auf demNiveau vonPsychologeneingruppiert.Weniger gut gefällt mir das hohe Maß an Dokumentationund Schreibarbeit. Außerdem braucht es manchmalAusdauer mit den Klienten. Ein Symptom derSuchterkrankung ist, dass die Menschen unsere Betreuungnicht immer akribisch wahrnehmen, sondern nursporadisch erscheinen, da sie häufig fremdmotiviert indie Beratungsstelle kommen. Das zu akzeptieren, kannmanchmal sehr herausfordernd sein.Besondere HerausforderungenAls Suchttherapeut erfahre ich viel von den Schattenseitendes Lebens meiner Klienten. Dazu gehören schwierigeThemen wie sexuelle oder häusliche Gewalt. Es ist wichtig,darüber zu sprechen, um den Klienten bei der Verarbeitungdes Erlebten zu helfen. Aber das geht nicht spurlos aneinem vorbei. Man sollte sich seiner eigenen Grenzenbewusst sein und gut für die eigene Psychohygiene sorgen.Als Suchttherapeut sollte man gut zuhören können,emphatisch und offen sein. Außerdem fordert der Berufeine gewisse Ausdauer und Frustrationstoleranz.Der Blick in die ZukunftDer Beruf des Suchtberaters wird auch künftig relevantsein, denn konsumiert wird immer. Aber wir stehenSuchtberaterin/SuchtberaterEmpfohlener Schulabschluss:Allgemeine Hochschulreife/Abiturbeispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung:4129 bis 4811 Euro

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