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Herz und Gefäße Anzeige Unsere Expertin Gefäßverkalkung frühestmöglich behandeln Mehr Lebensqualität durch individuelle Therapie der Schaufensterkrankheit Dr. med. Tanja Frieß, MHBA Chefärztin der Klinik für Gefäßchirurgie Leitung des Gefäßchirurgischen Zentrums Frau Dr. Frieß, „Schaufensterkrankheit“ ist ein recht harmloser Begriff für eine Gefäßerkrankung, die potentiell den Verlust des Beines nach sich ziehen kann. Bitte erläutern Sie, um was es sich dabei handelt. Bei der Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit/pAVK) handelt es sich um Durchblutungsstörungen der Becken- und Beinarterien infolge einer Gefäßverkalkung. Die dadurch verursachten Engstellen schränken die Durchblutung mehr und mehr ein, was sich anfangs vor allem bei Belastung bemerkbar macht. Bleibt der Betroffene stehen, lassen die Schmerzen nach. Daher auch der Name. Mit zunehmender Verkalkung der Gefäße verschlechtert sich die Durchblutung der Beinmuskulatur immer mehr. Die Schmerzen nehmen zu, die Gehstrecke wird immer kürzer, und schließlich bleiben die Schmerzen oder Gefühlsstörungen auch im Ruhezustand bestehen. In diesem Stadium heilen Wunden an den Füßen schlecht oder gar nicht, Zehen sterben ab und müssen amputiert werden. Die Erkrankung stellt ein ständig wachsendes Problem dar. Experten gehen davon aus, dass es hierzulande rund 2,3 Millionen Betroffene gibt. In Studien hat sich gezeigt, dass etwa 20 Prozent aller über 65-Jährigen unter Gefäßverengungen in den Beinen leiden – teilweise, ohne es zu wissen. Ist denn eine Behandlung notwendig, wenn die Betroffenen nichts davon spüren? Es ist wichtig, so früh wie möglich gegen Gefäßverkalkung und ihre Folgen vorzugehen. Man muss wissen, dass diese Erkrankung unbehandelt zu schweren Wundheilungsstörungen und Absterben von Gewebe am Fuß führen kann. Zudem ist Gefäßverkalkung immer eine Ganzkörpererkrankung, das heißt, Engstellen können am ganzen Körper auftreten – nicht nur in den Beinen, sondern auch an der Halsschlagader und am Herzen. Schlaganfall und Herzinfarkt können die Folge sein. Frühe Diagnostik kann daher lebensrettend sein. Selbst wenn noch keine Symptome vorliegen, kann man durch eine Umstellung der Lebensweise gezielt gegensteuern: also gesunde Ernährung, konsequente Einstellung der Risikofaktoren und vor allem viel, viel Bewegung. Wie lassen sich Durchblutungsstörungen an den Beinen diagnostizieren? Eine gute Anamnese ist schon mal das A und O. Die Diagnose lässt sich dann sehr unkompliziert und für den Patienten schonend durch das Tasten der Fußpulse und die Messung des Blutdrucks an den Fußarterien stellen. Das geschieht mit einer speziellen Ultraschallsonde, die auf den Knöchel gehalten wird (ABI-Messung). All das kann beim Hausarzt geschehen. Sind die Fußpulse kräftig, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, ist weiterführende Diagnostik beim Gefäßspezialisten erforderlich, zum Beispiel in Form einer Ultraschalluntersuchung oder eines Kontrastmittel-CTs. Wenn eine Engstelle festgestellt wird: muss dies gleich operativ behandelt werden? Keineswegs. Bei nur geringgradig eingeschränkter Durchblutung kann schon ein gezieltes Gehtraining genügen, denn der Körper bildet mit der Zeit Umgehungskreisläufe. Wichtig sind jedoch die sorgfältige Einstellung der Risikofaktoren Bluthochdruck, Blutfette und Blutzucker und das Aufgeben des Rauchens. Zudem gibt es zur Unterstützung eine Reihe hochwirksamer Medikamente. Selbstverständlich müssen die Patienten aber auf weitere Gefäßverengungen an anderen Stellen untersucht werden, das heißt die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader ist hier ebenso Routine wie die Untersuchung des Herzens. Zudem sollten die Nierenwerte im Labor kontrolliert werden, da auch die Nierenarterien nicht selten betroffen sind. Welche Optionen gibt es, wenn die Durchblutung stark eingeschränkt ist? Bei stark eingeschränkter Durchblutung kann diese durch einen Eingriff wiederhergestellt werden. Das kann stadienabhängig endovaskulär, also von innen über eine Katheterbehandlung erfolgen oder aber offen. Dank immer subtilerer Techniken und innovativer Materialien können mittlerweile über 60 Prozent der Durchblutungsstörungen im Stadium IIb endovaskulär behandelt werden. Dabei werden die verengten Gefäßabschnitte mit sogenannten Ballonkathetern von innen aufgedehnt und gegebenenfalls durch einen Stent (Gefäßstütze) offen gehalten. Hierfür ist keine Narkose erforderlich. Die Patienten müssen in der Regel auch nur einen Tag in der Klinik bleiben. Allerdings verlangt der Eingriff eine hohe Expertise durch den Behandler. Sind längere Gefäßabschnitte von einer Verengung betroffen, kann die offene Operation mit der sogenannten Ausschälplastik oder das Anlegen eines Bypasses, also einer „Umgehung“, die bessere Wahl sein. Es kommt immer auf den individuellen Patienten an. Daher empfehle ich bei jeglicher Gefäßerkrankung unbedingt die Behandlung im Gefäßzentrum, da hier Spezialisten aus verschiedenen Fachdisziplinen Hand in Hand zusammenarbeiten und alle Therapieoptionen vorgehalten werden. Kann die Gefäßverengung nach der Behandlung wiederkommen? Leider ja, denn die zugrunde liegende Gefäßverkalkung lässt sich nach heutigem Stand nicht heilen. Daher sehen wir Gefäßspezialisten unsere Patienten regelmäßig wieder. Eine pAVK lässt sich aber im Griff behalten, wenn der Patient aktiv mitarbeitet, das heißt, seine Medikamente regelmäßig nimmt und es mit seinem Gehtraining ernst nimmt. Was sollte man sonst noch wissen in Sachen Gefäßerkrankungen? Man sollte wissen, dass ein Totalverschluss an den Beinen einen absoluten Notfall darstellt. Wir haben lediglich sechs Stunden Zeit, um die Durchblutung wiederherzustellen und das Bein vor schweren Folgeschäden oder gar einer Amputation zu retten. Kontakt Marienhaus Klinikum Mainz (MKM) An der Goldgrube 11 · 55131 Mainz Telefon: (0 61 31) 575 12 37 · Fax: (0 61 31) 575 12 28 · gefaesszentrum.mkm@marienhaus.de www.marienhaus-klinikum-mainz.de

Herz und Gefäße Anzeige Unser Experte Herz aus dem Takt: wann hilft Ablation? Moderne Elektrophysiologie auch bei komplexen Rhythmusstörungen erfolgreich Dr. med. Joachim Krug Leiter der Abteilung für Elektrophysiologie Herr Dr. Krug, die Therapie von Herzrhythmusstörungen hat sich in denletztenJahrenerheblichgewandelt. Heute können sogar komplexe Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Kammerarrhythmien mit Erfolg behandelt werden. Dazu wurde am Klinikum Fulda eine eigene Abteilung für Elektrophysiologie eingerichtet, die sich speziell mit der sogenannten Ablation beschäftigt. Bitte erläutern Sie, um was es sich dabei handelt. Bei einer Ablation handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem Katheter über die Leistenvene eingeführt und durch die Hohlvene bis in die rechte Herzhälfte vorgeschoben werden. Bei Vorhofflimmern z.B. ist der Ursprung in Fehlreizen im Bereich der Mündung der Lungenvenen im linken Vorhof zu finden. Hierfür muss dann die Scheidewand zwischen dem rechten und dem linken Vorhof punktiert werden. Um die Fortleitung der Fehlreize zu unterbrechen, wird das Gewebe, das für die Rhythmusstörungen verantwortlich ist, durch die thermische Energie – entweder Hitze oder Kälte – verödet. Bei der Ablation mit Hitze erfolgt dies über den punktgenauen Einsatz von hochfrequentem Strom (Hochfrequenstromablation). Bei der Kälte- bzw. Kryoablation wird der entsprechende Bereich über einen ‚Kälteballon‘ für wenige Minuten auf minus 40 bis minus 60 Grad Celsius heruntergekühlt. Von beiden Verfahren spürt der Patient nichts, da neben der Betäubung auch ein Schmerzmittel eingesetzt wird, eine Vollnarkose ist nicht erforderlich. Durch die Verödung bildet sich über die nächsten Wochen hinweg Narbengewebe, das elektrisch inaktiv ist und wie eine Barriere wirkt. Die Ablation dauert maximal zwei Stunden und die Patienten bemerken in der Regel einen sofortigen Erfolg. Was ist bei der Ablation besser: Hitze oder Kälte? Wie Studien ermittelten, sind beide Varianten hinsichtlich Erfolg und Sicherheit ebenbürtig. Worauf es ankommt, ist vielmehr die Erfahrung des ärztlichen und pflegerischen Teams. Es handelt sich um einen komplexen Eingriff – nicht umsonst gibt es die Spezialisierung zum Rhythmologen bzw. Elektrophysiologen. Ich kann jedem Betroffenen raten, sich in einem entsprechend erfahrenen Zentrum behandeln zu lassen, denn nur so ist gewährleistet, dass Patienten über das gesamte Spektrum hinweg mit hoher Qualität behandelt werden. In unserer Klinik beispielsweise wurde eigens für die elektrophysiologische Abteilung ein Herzkatheterlabor errichtet, das allen modernen Standards in Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen genügt und alle Verfahren der aktuellen Elektrophysiologie ermöglicht. So verfügen wir über ein dreidimensionales (3D) Mappingsystem, welches ein exaktes Navigieren der Katheter bei der Ablation erlaubt und so auch hilft, Röntgenstrahlung einzusparen. Entsprechend wurde unser Herzrhythmus-Team von der Fachgesellschaft für die „spezielle Rhythmologie“ zertifiziert. Wie hoch ist die Erfolgsquote bei einer Ablation? Das hängt im Wesentlichen von der Art der Rhythmusstörung ab. Bei anfallsartigem Vorhofflimmern beträgt die Erfolgsquote nach einem Jahr durchschnittlich zwischen 70 bis 80 Prozent, je nach Begleiterkrankungen und Alter auch darunter. Manchmal müssen Eingriffe auch wiederholt werden. Schwieriger wird es bei persistierendem, also anhaltendem Vorhofflimmern, das bereits längere Zeit andauert. Daher sollte man frühzeitig eine Ablation in Erwägung ziehen – sofern dies beim Betreffenden eine Therapieoption ist. Das heißt, eine Ablation ist nicht bei jeder Herzrhythmusstörung das Mittel der Wahl? Die Ablation ist insbesondere bei anfallsartigem (paroxysmalem) Vorhofflimmern angezeigt und sollte dann frühestmöglich erfolgen. Gerade hier hat sich der Eingriff der medikamentösen Therapie als überlegen erwiesen, da diese langfristig auch Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Die Ablation hat natürlich auch ihre Risiken, die gegen den Nutzen aufgewogen werden müssen. Hier ist die Einbindung unserer Abteilung für Elektrophysiologie in das interdisziplinäre Team unseres Herz-Thorax-Zentrums von Vorteil: Die Herzrhythmustherapie wird individuell abgestimmt, als Teil eines Gesamtkonzeptes der Behandlung der Herzkrankheit, die neben dem Herzrhythmus auch noch andere Aspekte aufweisen kann. Welche Risiken gibt es bei diesem Eingriff? An der Punktionsstelle in der Leiste kann es zu Blutergüssen kommen. Außerdem können in seltenen Fällen Blutungen im Herzbeutel oder verschleppte Blutgerinnsel auftreten. Laut Deutschem Herzbericht 2021 kam es bei über 94.000 in Deutschland durchgeführten Ablationen bei einem Prozent zu Komplikationen. Das Verfahren ist in der Hand des Geübten an einem spezialisierten Zentrum insgesamt sehr sicher und effektiv. Mal grundsätzlich: Warum ist die Behandlung des Vorhofflimmerns überhaupt so wichtig? Bei anfallsweisem Vorhofflimmern haben die Betroffenen ja nicht immer Symptome … Vorhofflimmern erhöht das Risiko für einen Schlaganfall etwa um das Fünffache. Man geht davon aus, dass bis zu 30 Prozent aller Schlaganfälle auf Vorhofflimmern zurückzuführen sind. Zudem bedeutet es eine starke Belastung des Herzmuskels, was langfristig zu einer Herzschwäche führen kann. Daher sollte man auch ein Vorhofflimmern ernst nehmen, das keine Beschwerden macht. In jedem Fall ist die Abklärung und Risikoeinschätzung durch einen erfahrenen Spezialisten von größter Bedeutung. Wie wichtig eine frühzeitige Behandlung des Vorhofflimmerns ist, hat eine internationale Studie (EAST-AFNET) an 2789 Patienten belegt: Unter einer Behandlung, welche darauf abzielt, das Auftreten von Vorhofflimmern zu verhindern, d.h. durch eine Katheterablation oder bestimmte Medikamente (Antiarrhythmika), traten deutlich weniger Schlaganfälle oder Herzinfarkte auf. Kontakt Klinikum Fulda · Medizinische Klinik I • Herz-Thorax-Zentrum Abteilung für Elektrophysiologie · Pacelliallee 4 · 36043 Fulda Telefon: (06 61) 84-53 82 · Elektrophysiologie@klinikum-fulda.de www.klinikum-fulda.de