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Krebs Anzeige Unsere Expertin Haarausfall und Nervenschäden bei Chemotherapie verhindern Hervorragende Erfolge durch kontrollierte Kühlung während der Behandlung Dr. rer. nat. Trudi Schaper Patientenbeauftragte / Vors. ISI e.V./ ehem. Leiterin der klinischen Studien Frau Dr. Schaper, Haarausfall zählt gerade bei weiblichen Patienten zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Warum kommt es eigentlich dazu? Trotz individualisierter und moderner Therapiekonzepte (Immuntherapie, Antikörpertherapie, endokrine Therapie, u.a.) ist die Chemotherapie nach wie vor ein wichtiger Eckpfeiler bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Die modernen Zytostatika sind hochwirksam und verbessern die Langzeitprognose signifikant. Aber sie zerstören nicht nur Tumorzellen, sie schädigen auch die sich schnell teilenden Zellen in den Haarwurzeln. Dadurch bricht das Haar in oder kurz oberhalb der Haut ab und fällt aus. Ob es zu Haarausfall kommt, hängt von Medikament und Dosierung ab. Die Haare kommen zwar nach Abschluss der Chemotherapie in den allermeisten Fällen wieder, doch ist die Beeinträchtigung des Körper- und Selbstwertgefühls bis dahin enorm. Soziale Isolation und Rückzug sind oft die Folge. Dazu muss es aber nicht kommen. Sie haben Erfahrungen mit einer Methode, welche den Haarausfall stark reduziert oder sichtbar verhindert, die Hilotherapy®. Bitte erläutern Sie uns diese näher. Hilotherapy® bedeutet den Einsatz von kontrollierter Kühlung. Studien belegen, dass Haarausfall verhindert werden kann, wenn die Temperatur der Kopfhaut auf circa 19 bis 22 °C herabgekühlt wird. Der Wirkungsmechanismus dabei ist simpel: durch die kontinuierliche Kühlung verengen sich die Blutgefäße, die die Haarfollikel versorgen. Dadurch verringert sich die Durchblutung der Haarwurzeln und weniger toxische Substanzen (Krebsmedikamente) gelangen an die Haarwurzeln. Diese werden weniger geschädigt, die Folge ist der sichtbar reduzierte Haarausfall. Ähnliches gilt auch für die kontrollierte Hand-Fuß-Kühlung, welche die gefürchtete CIPN (Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie) verhindert, eine Nervenschädigung als Langzeitfolge einer Chemotherapie. Dieses geht mit Schmerzen, Brennen an Händen und Füßen, Kribbeln und Sensibilitätsverlust (Taubheitsgefühl) sowie teilweise mit Problemen in der Bewegungskoordination und im Gleichgewicht einher. Das für die Kühlung verwendete Gerät ChemoCare verfügt über spezielle Hand-/Fußmanschetten zur kontinuierlichen Kühlung der Extremitäten und über ein Kopfhauben-Modul zur Kühlung der Kopfhaut. Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen? Das Prozedere ist einfach: Die kontrollierte Kühlung erfolgt mit dem prozessorgesteuerten Gerät und beginnt mit einer Vorkühlzeit von 30 Minuten. Sie wird während der Chemotherapie fortgesetzt und endet mit einer Nachkühlzeit. Wie lange diese dauert, hängt von den verabreichten Substanzen ab. Im Laufe der Jahre gab es verschiedene Ansätze der Kühlung mit unterschiedlicher Effektivität: für die Hand- Fuß-Kühlung werden häufig einfache, tiefgefrorene Kühlpads oder Elastogel Kühlhandschuhe verwendet, für die Kopfhautkühlung tiefgefrorene Gelhauben. Der Nachteil ist, dass dabei die Kühlung nicht konstant erfolgt. Das Kühlmedium erwärmt sich und muss während der Chemotherapie mehrmals ausgewechselt werden. Auch ist die „Eiseskälte“ für die Patienten sehr unangenehm und wird oft schlecht toleriert. Vor allem aber ist die Wirkung nicht optimal. Anders sieht dies bei den prozessorgesteuerten Kühlgeräten aus, die mit einer konstanten, gradgenauen Kühltemperatur den Kühlvorgang kontinuierlich gewährleisten. Diese Geräte sind sehr effektiv. Die Kühlung der Kopfhaut wird von manchen Patienten als unangenehm empfunden und führte bei circa 15 Prozent unserer Patienten zum Abbruch. Demgegenüber steht aber je nach Medikamentenklasse eine Erfolgsquote von über 75 Prozent! Gerade bei Patienten, die mit taxanhaltigen Medikamenten (Paclitaxel, Docetaxel, nab-Paclitaxel) behandelt werden, ist das kosmetische Ergebnis hinsichtlich des Haarausfalles sehr gut. Natürlich gibt es nie eine Garantie, aber in den meisten Fällen wird der Haarausfall sichtbar reduziert, sodass keine Perücke oder Kopfbedeckung notwendig sind. Wichtig hierfür ist aber wie gesagt die kontinuierliche Kühlung während der gesamten Chemotherapie-Sitzung sowie Vor- und Nachkühlung. Die Kühlung der Extremitäten dagegen wird gut toleriert. Auch die CIPN wird bei über 94 Prozent der mit Taxanen behandelten Patienten verhindert. Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen? Nein, die Kühlung ist gut verträglich und mit keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden. Gelegentlich kann es zu Kopfschmerzen kommen. Die Kühlung am Kopf wird von mehr Patienten als unangenehmer empfunden als die Hand-Fuß-Kühlung. Es sollte erwähnt werden, dass die Kopfhautkühlung natürlich nicht den Verlust an sonstigen Körperstellen wie zum Beispiel Augenbrauen oder Bart verhindert. Wie kommt man als Patient an die Hilotherapy® und wer trägt die Kosten? Das Gerät ChemoCare von Hilotherm wurde speziell für den stationären Einsatz in Kliniken und Praxen entwickelt, denn die Kühlung muss während der Chemotherapie-Sitzung stattfinden. Auf www.hilotherm.com unter „Ärztesuche“ kann man herausfinden, wo und wer die Hilotherapy® bereits anbietet oder aber man kontaktiert die Firma Hilotherm direkt. Auch können Patienten die Kühlmodule direkt bei der Firma für die Dauer der Chemotherapie mieten. Die Kosten für die Behandlung werden leider nicht von den gesetzlichen Krankenkassen getragen und müssen vom Patienten übernommen werden. Bei uns in der GynOnco Düsseldorf am Luisenkrankenhaus ist die Hilotherapy® dank der Unterstützung unserer Selbsthilfeorganisation ISI e.V. (www.senology.de) für alle Patienten kostenlos. Kontakt Luisenkrankenhaus GmbH & Co. KG Luise-Rainer-Straße 6–10 (ehem.: Hans-Günther-Sohl-Straße 6–10) · 40235 Düsseldorf Telefon: 01 72/8 67 64 63 · trudi.schaper@luisenkrankenhaus.de www.luisenkrankenhaus.de