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Gesundheitsexperten Verdauung, Magen, Darm

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Das Medizin-Journal für Rhein-Main

Verdauung, Magen, Darm Anzeige Unser Experten Divertikulitis – entzündete Ausstülpungen des Dickdarms Fachübergreifende Diagnostik und Therapie aus einer Hand Dr. med. Lars Brinkmann (li.), Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie PD Dr. med. Johannes Hausmann, Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie/Innere Medizin Herr Dr. Hausmann, Sie und Dr. Brinkmann haben am St. Vinzenz-Krankenhaus die interdisziplinäre Bauchstation gegründet. Zu Ihrem Leistungsspektrum zählt unter anderem die Diagnostik und Therapie der Divertikulitis. Um was handelt es sich dabei? Im Laufe des Lebens kann es im Dickdarm zu Ausstülpungen der Darmwand kommen. Diese werden als Divertikel bezeichnet und sind gutartig. Am häufigsten ist davon der S-Darm, also das Sigma betroffen. Die Bildung solcher Divertikel hat viele unterschiedliche Ursachen. Neben einer erblichen Veranlagung spielen auch eine im Alter zunehmende Bindegewebsschwäche sowie Ernährungsgewohnheiten eine Rolle. Die Divertikel an sich erzeugen in aller Regel keine Symptome – außer sie entzünden sich. Das ist bei etwa zehn bis 20 Prozent der Betroffenen irgendwann in ihrem Leben der Fall. Wir sprechen dann von einer Divertikulitis. Die Symptome sind vielfältig, doch meist kommt es zu mehr oder weniger starken Schmerzen im linken Unterbauch, die denen einer Blinddarmentzündung ähneln. Zudem besteht häufig noch Durchfall, Übelkeit und Fieber. Es gibt auch chronische Verläufe, bei denen es in unregelmäßigen Abständen zu immer wiederkehrenden Beschwerden kommt. Die größte Gefahr besteht durch Komplikationen wie ein Darmdurchbruch aufgrund des geschädigten Wandgewebes, wobei Stuhl und somit auch Keime in die Bauchhöhle gelangen – eine lebensbedrohliche Situation. Wie lässt sich feststellen, ob tatsächlich eine Divertikulitis vorliegt? Zunächst wird neben der körperlichen Untersuchung das Blut auf erhöhte Entzündungswerte hin untersucht, wie sie von einer Divertikulitis in der Regel verursacht werden. Anschließend erfolgt eine Ultraschalluntersuchung, mit der ein erfahrener Behandler die Erkrankung häufig bereits gut erkennen kann. Bei unklarem Befund wird zusätzlich eine Computertomographie mit Kontrastmittelgabe durchgeführt. In dieser lässt sich sehr gut sehen, welche Strukturen betroffen sind und wie schwerwiegend die Entzündung ist. Herr Dr. Brinkmann, muss bei einer Divertikulitis dann sofort operiert werden? Nein, das hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Eine akute, aber unkomplizierte Sigmadivertikulitis kann durch entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika behandelt werden. Bei Fieber und starken Schmerzen werden die Patienten dafür stationär aufgenommen. Anders sieht es jedoch aus, wenn ein Durchbruch der Darmwand droht oder sogar bereits vorliegt. Dann muss in aller Regel schnellstmöglich operiert werden. Auch eine immer wiederkehrende Entzündung kann ein Grund für eine Operation sein. WelcheOptionen bieten Sie,wenn eine Operation erforderlich ist? In unserem Haus stehen alle chirurgischen Optionen nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Verfügung. Wenn irgend möglich, operieren wir minimalinvasiv, also per Schlüssellochchirurgie unter Vollnarkose. Dies ist bei fast allen Magen- und Darmerkrankungen mittlerweile möglich und hat sich auch bei der Sigmadivertikulitis als sehr erfolgreich erwiesen. Hierzu verfügen wir über eine exzellente technische Ausstattung in unseren neuen OP-Sälen, die wir letztes Jahr in Betrieb genommen haben. Der Vorteil der minimalinvasiven Chirurgie liegt nicht nur in kleineren Schnitten mit weniger sichtbaren Narben, sondern auch damit einhergehend weniger Wundschmerz und schnellere Mobilisierung. Zudem werden Verwachsungen im Bauchraum vermieden, die später unter anderem zu einem Darmverschluss führen können, sowie Narbenbrüche, die bei immerhin 15 Prozent aller Patienten nach offener Bauchschnittoperation auftreten können. Bei der Operation entfernen wir den betroffenen Darmabschnitt – meist eine sog. „Sigmaresektion“. Die gesunden Darmenden werden anschließend wieder zusammengeführt. Welchen Vorteil bietet bei diesem Krankheitsbild die „Bauchstation“ im St. Vinzenz-Krankenhaus? Patienten mit der Verdachtsdiagnose einer Divertikulitis werden auf unserer interdisziplinären Bauchstation behandelt. Hier arbeiten wir Chirurgen mit den Gastroenterologen gemeinsam auf einer Station. Wir besprechen solche Fälle immer zusammen am Patientenbett und stimmen die Therapie ab. Von unseren Fachgesellschaften wurde letztes Jahr eine aktualisierte Leitlinie veröffentlicht, in der sehr genau festgelegt ist, wie eine Divertikulitis in Abhängigkeit des Krankheitsstadiums behandelt werden sollte. Die ärztliche Kunst ist es dann zum einen, das Krankheitsstadium bei dem jeweiligen Patienten genau zu definieren und zum anderen aber auch, die von der Leitlinie empfohlene Therapie an den einzelnen Patienten und seine individuelle Situation anzupassen. Dies geschieht im Rahmen unserer gemeinsamen Visiten. Eine Operation zielt ja darauf ab, möglichst alle Divertikel zu entfernen, sodass es nicht mehr zu einer Entzündung kommen kann. Bei einer unkomplizierten Divertikulitis sind nach Abheilung der Entzündung aber noch alle Divertikel vorhanden. Wie vermeidet man eine erneute Entzündung, Herr Dr. Hausmann? Eine hundertprozentige Vermeidung ist leider nicht möglich. Wir wissen aber heute, dass bestimmte Verhaltensweisen das Risiko für eine erneute Entzündung deutlich erhöhen. Empfohlen wird eine ballaststoffreiche Ernährung, während der Verzehr von rotem Fleisch gemieden werden sollte. Auch eine Alkohol- und Nikotinkarenz ist anzuraten. In Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass Patienten mit einem BMI zwischen 20-22,5 kg/m 2 das geringste Risiko für eine Divertikulitis haben. Wenn es doch gehäuft zu wiederkehrenden Entzündungen kommt oder gar chronische Beschwerden auftreten, kann es auch in solchen Fällen ratsam sein, das betroffene Darmstück operativ zu entfernen. Kontakt St. Vinzenz-Krankenhaus Am Frankfurter Tor 25 · 63450 Hanau Dr. med. Brinkmann · Telefon: (0 61 81) 2 72-3 31 · sek.ch@vinzenz-hanau.de PD Dr. med. Hausmann · Telefon: (0 61 81) 2 72-4 11 · sek.ga@vinzenz-hanau.de www.vinzenz-hanau.de

Verdauung, Magen, Darm Anzeigen-Sonderveröffentlichung Demografischer Wandel erfordert bessere Nutzung der Darmkrebsvorsorge Weniger als 20 Prozent aller Berechtigten nehmen in Deutschland die Vorsorge-Darmspiegelung wahr. Bei gleichbleibender Nutzung der Vorsorge ist aufgrund des demografischen Wandels bis 2050 ein Anstieg der Darmkrebsfälle von heute jährlich rund 62.000 auf 77.000 zu erwarten. Um diese Steigerung aufzufangen, müsste die Teilnahmerate an der Vorsorge-Darmspiegelung erheblich gesteigert werden – bis zum Jahr 2030 auf etwa den doppelten und ab dem Jahr 2040 sogar auf etwa den dreifachen Wert. Dies errechneten Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) auf der Basis aktueller epidemiologischer Daten. Seit knapp zwei Jahrzehnten sinkt die Darmkrebs-Neuerkrankungsrate in Deutschland kontinuierlich. Die Ursache für diesen Rückgang sehen Experten in der Teilnahme an der Vorsorge-Darmspiegelung, die Männern ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren von den Krankenkassen angeboten wird. Doch der demografische Wandel in Deutschland könnte diesen erfreulichen Trend bald schon beenden: Darmkrebs ist meist eine Alterserkrankung. Zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr verdoppelt sich die Neuerkrankungsrate, und sie steigt mit jedem weiteren Lebensjahrzehnt weiter an. Die Zahl an Menschen, die 67 Jahre oder älter sind, wird erwartungsgemäß von 16 Millionen im Jahr 2019 (19 Prozent der deutschen Bevölkerung) auf über 21 Millionen im Jahr 2060 ansteigen, was 28 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. „Die deutlich höhere Darmkrebs- Neuerkrankungsrate der älteren Bevölkerung wird dazu führen, dass wir in Zukunft mit stark steigenden Fallzahlen rechnen müssen. Es sei denn, wir schaffen es, die Prävention zu verbessern und die Beteiligung an der Darmkrebsvorsorge deutlich zu steigern“, sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Für die Nutzung der Screening-Angebote gebe es noch sehr viel Luft nach oben, wie die Epidemiologen um Brenner nun errechneten. Die Forscher ermittelten die aktuelle Teilnahmerate an der Vorsorge- Darmspiegelung in Deutschland, basierend auf den anonymisierten bundesweiten Daten der Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), die rund ein Drittel der Bevölkerung versichert. Danach nehmen bislang unter 20 Prozent der Teilnahmeberechtigten das Angebot der Vorsorge-Darmspiegelung wahr. Um den bedeutenden Anstieg an Fallzahlen zu „kompensieren“, müsste nach Berechnungen der DKFZ-Forscherinnen und Forscher die Teilnahmerate am Darmkrebs-Screening bis zum Jahr 2030 verdoppelt, längerfristig sogar verdreifacht werden – von heute knapp 20 Prozent auf dann an die 60 Prozent der Berechtigten. Geeignete Maßnahmen dafür wären etwa eine Herabsetzung des Screening-Alters von 55 auf 50 Jahre auch bei Frauen. Ebenfalls sollte das derzeitige Angebot von maximal zwei Screening-Koloskopien erweitert werden. Die jetzige Regelung bringt mit sich, dass beispielsweise Männer, die den Empfehlungen folgend die erste Koloskopie mit 50 Jahren durchgeführt haben, nach der Zweituntersuchung im Alter von 60 Jahren keine weiteren Vorsorgeangebote wahrnehmen können – und das ausgerechnet im Lebensalter mit dem höchsten Erkrankungsrisiko. Außerdem plädieren die Präventionsexperten dafür, durch verbesserte Einladungsverfahren mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge zu bewegen. „Darüber hinaus kann jeder durch einen gesunden Lebensstil dazu beitragen, sein persönliches Darmkrebsrisiko zu senken“, betont Präventionsexperte Brenner. Tabakkonsum, körperliche Inaktivität, Übergewicht und hoher Alkoholkonsum treiben das Risiko in die Höhe.