In Bastia lohnt es sich,durch die Gassen zu bummelnund von der Zitadelle aus einenBlick auf den Hafen zu werfen –inklusive Sonnenuntergang.Für Gläubige ist die „scala santa“in der Kapelle „Notre-dame deMonserato“ etwas ganz Besonderes.Bei Paghjella-Konzerten –zumeist in Kirchen – kann manden traditionellen korsischenMännergesang live erleben.Das „Occhio di Santa Lucia“wird von der Kreiselschneckegebildet und aufgrundseiner ganz besonderen Optik,die an ein Auge erinnert,gerne für Schmuck aller Artverwendet – und giltals Glücksbringer.Diese mittelalterliche Festung ist heute malerischerStadtteil mit mediterranem Charme und– auch dank kopfsteingepflasterter und weitgehendautofreier Gassen – Touristenattraktion.Dort hinauf fährt eine kleine Bimmelbahn,aber vom Quai aus gibt es sogar einen Aufzug,und dann bietet sich ein herrlicher Blick aufsMeer und die Stadt. Wenige Schritte weitersteht man direkt vor dem denkmalgeschütztenGouverneurspalast, der das beeindruckendeBastia Museum beherbergt und mehr als zehnJahrhunderte Stadthistorie präsentiert. InteressantesDetail: Mit Freiherr Theodor Stephanvon Neuhoff gelang es einem Deutschen, sichMitte des 18. Jahrhunderts an die Spitze derkorsischen Unabhängigkeitsbewegung gegenGenua zu stellen. Als erster und auch einzigerfrei gewählter König Korsikas – 1736 gekrönt –hat er Geschichte geschrieben.DAS GLÜCK KOMMTAUS DEM MEERZum immateriellen Weltkulturerbe derUNESCO gar hat es „Paghjella“ gebracht: einpolyphoner, also mehrstimmiger Männergesangder traditionellen korsischen Volksmusik,der „a cappella“ vorgetragen wird. Sich einsolches Konzert – am besten in einer der vielenKirchen – anzuhören, ist eigentlich ein Muss. Indrei Stimmlagen werden Lieder über die Liebeoder die Natur gesungen, zumeist ausschließlichvon Männern. Die Technik wird jeweils vomVater auf den Sohn weitergegeben, und markantauch, dass eine Hand am Ohr ist, um deneigenen Gesang besser zu hören.Über einen knapp vier Kilometer langenRundweg erreicht man auf den AnhöhenBastias ein weiteres historisches Denkmal: diekleine Kapelle Notre-dame de Monserato mitihrer heiligen Treppe – „scala santa“ –, die denBewohnern von Papst Pius VII. geschenktwurde und an die Passion Christi erinnert. Mitrotem Samt bezogen, lädt sie Gläubige dazuein, auf Knien hinaufzusteigen und sich vonallen Sünden freisprechen zu lassen; für jedeStufe ist ein kurzes Gebet vorgesehen.Als besonders begehrter Glücksbringer –nicht nur auf Korsika – gilt ein kleines Kunstwerk,das im seichten Meeresufer und an denStränden zu finden ist: Das „Occhio di SantaLucia“, das „Auge der Heiligen Lucia“, die alsSchutzpatronin des Augenlichts gilt, ist ein sogenanntesOperculum, also eine Art „Deckelchen“,mit der sich die Kreiselschnecke vorFressfeinden schützt. Die Innenseite ist ganzglatt und cremeweiß, nur verziert mit einerfiligranen dunkleren Spirale, die wiederum anein Auge erinnert. Sobald die Schnecke stirbt,
STORY 22 | 23löst sich das Operculum, und wer es findet, darfsich über „Schutz vor dem bösen Blick“ freuen.Gerne wird es daher auch zu Schmuck verarbeitet,ob in Ketten, Ringen oder Armbändern.ZÜCHTER UND PRODUZENTENLOKALER SPEZIALITÄTENDer Besuch bei heimischen Handwerkern oderProduzenten gehört auf Korsika eigentlichsowieso zum Pflichtprogramm. Besondersspannend ist beispielsweise der Familienbetrieb„Tesoru di Machja“ in Castifao, der aufgroßen Flächen diverse endemische Kräuterund Pflanzen züchtet, um unter anderemDestillate und Hydrolate für Kosmetika oderGesundheitsanwendungen zu gewinnen.Gerade die „ewige Blume“ Immortelle gilt alseine der vielseitigsten Heilpflanzen, die beiHautproblemen und auch Blutergüssen oderSportverletzungen verwendet wird. Kombiniertmit Rosmarin- und Zitronenöl, soll auchder Teint davon profitieren.Mitten in den Hügeln bei Bastelica verstecktsich die „Bergerie“ von Lionel Pinzuti, einemfür seinen Ziegenkäse weithin bekanntennachhaltigen Züchter und Produzenten.Gerne macht er die Besucher mit seinen Tierenbekannt, die einen Großteil des Tages weitgehendautark durch die Gegend streifen, unddrückt einem rasch mal ein kleines Zicklein aufden Arm, das es durchaus genießt, gestreicheltzu werden. Natürlich darf dann der Käse – inverschiedenen Reifegraden – auch probiertwerden, und jeder entdeckt schnell seinebevorzugte Sorte. Frisch vakuumiert, gibt’sden dann direkt zum Mitnehmen.Nicht weit davon entfernt bietet der „Lac deTolla“ – ein Stausee auf 550 Metern Höhe – eintolles Ausflugsziel. Im Wassersportzentrumlassen sich Paddel- und Tretboote sowie Kanusund Kajaks ausleihen, und auch E-Bikes sindauf Korsika an vielen Stationen verfügbar.Wer’s noch ein wenig aufregender mag, buchteine „Tyrotrekking“-Tour: Gut gesichert undbegleitet durch einen einheimischen Führer,geht es über einen Klettersteig, um dann dasAsco-Tal mit Seilrutschen zu erleben. Sowiesoist diese bergige Region ein Muss für Wanderfanssowie Liebhaber unberührter Natur:dichte Wälder, klare Flüsse und beeindruckendeFelsformationen.Auf großen Flächen werdenendemische (Heil-)Pflanzenwie die „Immortelle“ angebautund zu Destillaten fürPflegeprodukte und Kosmetikaverarbeitet.Im Zentrum der Insel liefernZiegen einen aromatischen Käse,der vor Ort probiert –und gekauft – werden kann.Die bergige Landschaftrund um den „Lac de Tolla“,der sich für unterschiedlicheWassersportarten eignet,lässt sich beim Wandern,(E-)Biken oder „Tyrotrekking“(per Seilrutschen) erkunden.Bei so manchen Restaurantsin den Bergdörfern gibt’szum Essen eine spektakuläreAussicht gratis dazu.DIE KORSEN ZEIGENSTOLZ FLAGGEEtwas südwestlich davon, im Zentrum der Inselund ebenfalls von Bergen umgeben, liegtCorte. Im 18. Jahrhundert war sie kurzzeitig
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